Die Musikzone im Mai steht überwiegend im Zeichen einer Fragestellung, die uns seit dem von Diedrich Diederichsen kuratierten Themenwochenende »Die Kraft der Negation« immer wieder beschäftigt und im Zuge der Diskussion um Widerstandsformen anlässlich des anstehenden G-8-Gipfels in Heiligendamm an Brisanz nichts eingebüßt hat: Gibt es im Theater, in der Popkultur, in der Kulturproduktion schlechthin wirksame Strategien der Verweigerung? Ist die große Geste der Negation noch angemessen? Ist sie überhaupt kommunizierbar? Kaum eine Gruppe hat sich an diesem Problemhorizont gründlicher abgearbeitet als die Boredoms, eine Kultband allererster Güte aus dem japanischen Osaka, die einen Großteil ihrer kriminellen Energie darauf verwendet, in einem wüsten Zusammenprall von Elementen aus Speedcore, Dub, Punk, Psychedelia, Bikerrock – und neuerdings auch »Weltmusik« – alle musikalischen Barrieren samt der mit ihnen einhergehenden kulturellen und sozialen Konditionierungen niederzureißen. Wie ihr fulminantes Gastspiel vor einem Jahr im Maria am Ufer gezeigt hat, ist das Ensemble nach längerer Schaffenspause wieder aktiv. Am 3. Mai gastieren die Boredoms erstmals in zwölfköpfiger Besetzung in der Volksbühne und stellen bei der Gelegenheit neues Material vor.
