Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Nationaloper #3

Die lange Nacht der Nationaloper (Novoflot & Gäste)


Nationaloper. Ein Wort wie drei Ausrufezeichen! Doch was genau bezeichnet es? Ein Gebäude? Eine Komposition? Ein Kulturerbe? Nichts von alledem...? Nach der Wiederaufführung und Überschreibung der ersten und einzigen futuristischen Oper »Der Sieg über die Sonne« (2013) und der auf improvisierten Musiktheaterformen basierenden »T-HOUSE-TOUR« (2014/15) fragt NOVOFLOT in seinem neuesten Opernprojekt nach dem Verhältnis von Kunst und Nationalbewusstsein. Genauer gesagt: nach der Beschaffenheit nationaler Kulturdenkmäler aus dem Bereich des musikalischen Theaters und deren Bedeutung für gesellschaftliches Empfinden und Verhalten. Ein komplizierter Fall? Absolut. Umso mehr zu einer Zeit, in der sich Nationalempfinden in Europa auf zutiefst verschiedene Weise zeigt oder versteckt.

Nicht zuletzt aus diesem Grund initiiert NOVOFLOT ein ungewöhnliches Experiment: Nicht eine Nationaloper gerät zum Ausgangspunkt der künstlerischen Auseinandersetzung, sondern drei. Nicht eine Kompanie allein stellt sich der Beschäftigung mit musikalischem Kulturerbe, sondern drei. Erstmalig verbindet NOVOFLOT gleich drei Inszenierungen von drei Ensembles aus drei verschiedenen europäischen Ländern zum Gesamtprojekt NATIONALOPER, dessen erste Teile (#1 & #2) bereits im vergangenen Herbst und im Juni dieses Jahres in Berlin zu sehen waren. Während NOVOFLOT sich dem »Freischütz« von Carl Maria von Weber zuwendet, erkundet der ungarische Regisseur Árpád Schilling (gemeinsam mit Mitgliedern der KRÉTAKÖR-Foundation und jungen ungarischen Aktivisten) in »Eurovision Hungary« die Dimensionen der berühmtesten ungarischen Oper »Bánk Bán« von Nationalkomponist Ferenc Erkel. Überschattet werden diese Ereignisse von einer Nationaloper der besonderen Art: die Zürcher Gruppe kraut_produktion verdichtet (mangels Existenz eines nationalen Musiktheaterwerks) die den Auswüchsen rechtspopulistischer Tendenzen und dem System der direkten Demokratie geschuldeten Wirren um die anstehende Neugestaltung der Schweizer Nationalhymne zur ersten eidgenössischen Nationaloper(ette).

Abschließend macht NATIONALOPER am 03. Juli 2016 nunmehr Station in der VOLKSBÜHNE AM ROSA-LUXEMBURG-PLATZ. Für NATIONALOPER #3 versammelt NOVOFLOT zahlreiche musikalische Gäste zur ersten und einzigen »Langen Nacht der Nationaloper«. Neben den Ensembles von NOVOFLOT und kraut_produktion sowie einigen Beteiligten der KRÉTAKÖR-Foundation werden Special-Guests wie der Musikhistoriker Prof. Gerd Rienäcker, der Posaunist Conny Bauer sowie The Resonanz Children Choir (Indonesien) den Rahmen der bisherigen Auseinandersetzung (Freischütz/Bánk Bán/Der Schweizerpsalm) sprengen und zahlreiche weitere Phänomene nationaler Musikkulturerbschaften performativ in den Blick nehmen.

Novoflot: Maxime Barbasetti, Raphael Clamer, Hans-Peter Scheidegger, Varia Linnea Sjöström, Hanna Dóra Sturludóttir, Yuka Yanagihara, Vertigo Trombone Quartet (Bernhard Bamert, Johannes Lauer (Gast), Jan Schreiner, Nils Wogram), Chris Dahlgren (Bass), Claudio Puntin (Klarinette), Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin / Regie: Sven Holm / Musikalische Leitung: Vicente Larrañaga / Dramaturgie: Malte Ubenauf, Krischa Hasselbach / Bühne: Zahava Rodrigo / Kostüme: Sara Kittelmann / Video: Karo Serafin / Chorleitung: Friederike Stahmer / Produktionsleitung: Dörte Wolter

kraut_produktion: Thomas U. Hostettler, Peter Rinderknecht, Nils Torpus, Sandra Utzinger, Michael Wolf, Wanda Wylowa / Regie: Michel Schröder / Bühne: Duri Bischoff / Kostüme: Nic Tillein / Video: Roland Schmidt / Licht: Marek Lamprecht / Produktionsleitung: Lukas Piccolin / Technik: Roger Stieger

Krétakör-Foundation: Regie: Árpád Schilling / Mentoring & Projektkoordination: Réka Kinga Papp / Musikalische Leitung: Péter Zombola / Dramaturgie: Miron Hakenbeck / Visuals: Máté Tóth-Ridovics / Management: Linda Potyondi / Produktionsleitung: Dóra Papp

Special guests: Prof. Gerd Rienäcker (Musikhistoriker) / Conny Bauer (Posaune) / Blasorchester Köpenick / The Resonanz Children Choir (Indonesien) u.a.

Nationaloper wird gefördert durch: Hauptstadtkulturfonds, Kulturverwaltung des Landes Berlin, Rudolf-Augstein-Stiftung, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung sowie im Rahmen von Szenenwechsel, einem Programm der Robert-Bosch-Stiftung und des internationalen Theaterinstituts. Das Gesamtprojekt ist Preisträger der hibou-Stiftung 2016. Der Schweizerpsalm wird gefördert durch Stadt Kultur Zürich, Ernst Göhner-Stiftung, Migros Kulturprozent, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung

  

Nationaloper

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