Hans Henny Jahnns erstes und vielleicht radikalstes Stück erbringt einen monumentalen Beweis: das Leben muss scheitern – wenigstens in einer durch christlichen Geist verseuchten Welt. Gleich zu Beginn stirbt der alte Pastor Magnus. Ein Leben, das nicht gelebt wurde, hat sich selbst zerstört. Jahnns Sprachkunstwerk beschreibt das Schicksal seiner drei Kinder. Sie werden buchstäblich zum „Schauplatz von Ereignissen, die ihrer Konstitution nicht adäquat sind“ – wie Jahnns Definition des Tragischen lautet. Konventionelle Liebesversuche bleiben im Ansatz stecken, scheinen ihnen fad, halbherzig, inkonsequent und münden in destruktive Liebesbeweise. Der älteste Sohn wird zum Mörder einer Kindsmörderin. Seine Hinrichtung betrachten die überlebenden Geschwister als Martyrium eines unschuldig Verurteilten. Sie verfallen in eine groteske Vergötterung seines Leichnams und suchen verzweifelt nach Mitteln, den geliebten Körper zu bewahren. Denn für den konsequenten Materialisten Jahnn ist der körperliche Zerfall die unerträglichste aller Tatsachen.
Mit: Mex Schlüpfer (Ephraim), Silvia Rieger (Johanna), Silvia Rieger (Jakob), Anna Charim (Mathilde), Frank Büttner (Staatsanwalt/ Superintendent), Davide Scarano (Paul), Boris Scarano (Max) und Stefano Scarano (Maxim)
Regie: Silvia Rieger
Licht: Torsten König
Dramaturgie: Ralf Fiedler
Rollstuhlplatz bitte anfragen : 240 65 777