"Der Wendepunkt des Lebens ist der, wo man keinen Daseinsgrund mehr sucht. Was wäre das Leben ohne den Tod? Wer wagte es zu leben? Denn allein die Furcht vor dem Tode hilft uns das Leben bis zur Einöde des Alters verlängern."
König Arkel versammelt in seinem Schloss drei Generationen seiner Familie. In unbestimmter Zeit und in einer Umgebung, in der man nur erahnen kann, dass dort auch arme Landleute, Greise und Dienerinnen ein Dasein fristen, das noch nie für ein Drama getaugt hat, lebt er in einem Schloss mit seiner Schwiegertochter Geneviève, der Mutter seiner Enkel, den Halbbrüdern Pelléas und Golaud und dessen kleinem Sohn Yniold, der ohne seine verstorbene Mutter aufwächst.
Golaud trifft im Wald auf eine fremde junge Frau und überredet sie, bei ihm zu bleiben. Über seinen Bruder Pelléas erlangt er die Zustimmung Arkels Mélisande als seine zweite Ehefrau in das gemeinsame Heim zu führen. Obwohl es Pelléas in die fremde Welt zieht, was Arkel strikt zu verhindern weiß, entwickelt sich ein offenbar tiefsinniges Verständnis zwischen ihm und Mélisande, das die Eifersucht ihres Ehemanns erregt. Golaud beobachtet die Liebenden und erschlägt seinen Bruder Pelléas im Zorn. Mélisande gebiert Golaud eine Tochter und stirbt ohne Grund.
1892 schreibt der berühmte belgische Autor mit dem leidenschaftlichen Hang zur Metaebene Maurice Maeterlinck das Schauspiel „Pelléas und Mélisande“, das in revolutionärer Manier gegenüber dem naturalistischen Theater, die Wirklichkeit explizit als etwas Geheimnisvolles und nicht zu Enträtselndes begreift. Bereits ein Jahr später wird das Stück in Paris uraufgeführt und schreibt sich als symbolistisches Hauptwerk in die Theatergeschichte ein.
Über vierzig Jahre später, vor jetzt achtzig Jahren veröffentlicht Maeterlinck 1934 den Prosatext „Vor dem großen Schweigen“, der auf mehrere ausladende essayistische Werke folgt, in denen sich Maeterlinck als philosophischer Denker an den wesentlichen Grundfragen des menschlichen Daseins – damals wie immer Seele, Tod, Mysterien und nicht zu vergessen, Alltagsprobleme – abarbeitet.
Die Bilanz des mittlerweile über siebzigjährigen Literaturnobelpreisträgers fiel eindeutig aus: „Die meisten Menschen leben nur, um nicht zu sterben. Hat die Menschheit nicht zwei Jahrtausende lang alle Mysterien, das heißt alle Kindereien und Widersinnigkeiten hingenommen, die man dem Gott der Juden, Christen und Mohammedaner zuschrieb? Warum nicht in Erwartung eines Besseren das Unerklärliche eines Weltalls hinnehmen, das wir kaum zu erforschen beginnen? In meinem Jugenddrama „Pelléas" sagt Arkel: „Wäre ich Gott, ich hätte Mitleid mit dem Menschenherzen." Heute, in meinem Alter, ließe ich Arkel sagen: „Wäre ich Gott, ich schämte mich, die Menschen geschaffen zu haben."
Spieldauer: 2 Stunden 15 Minuten
Mit: Hendrik Arnst (Arkel, König von Allemonde), Thorbjörn Björnsson (Pelléas, Enkel Arkels), Jan Czajkowski (Golaud, Enkel Arkels), Yannic Liam Gläser (Der kleine Yniold, Golauds Sohn aus erster Ehe), Marie Goyette (Geneviève, Mutter von Pelléas und Golaud), Lilith Stangenberg (Mélisande) und Nurit Stark (Viridiana)
Musikalische Mitarbeit und Ton: Klaus Dobbrick
Regie: David Marton
Bühne: Christian Friedländer
Kostüme: Tabea Braun
Licht: Henning Streck
Dramaturgie: Anna Heesen
Textfassung von David Marton und Anna Heesen nach „Pelléas und Mélisande“ von Maurice Maeterlinck in der deutschen Übersetzung von Stefan Gross. Unter Verwendung von Auszügen aus „Vor dem großen Schweigen“ von Maurice Maeterlinck.
Ludwig van Beethoven - Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 „Appassionata“
Ludwig van Beethoven - Kantate auf den Tod Kaiser Joseph II. WoO 87
Ludwig van Beethoven - Konzert für Violine D-Dur op. 61
Ludwig van Beethoven - Klaviersonate Nr. 4 Es-Dur op. 7
Ludwig van Beethoven - Klaviersonate Nr. 16 G-Dur op. 31 Nr. 1
Ludwig van Beethoven - Missa solemnis D-Dur op. 123 („Benedictus“)
Ludwig van Beethoven - Klaviersonate Nr. 20 G-Dur op. 49 Nr. 2
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Serge Rezvani - La peau Léon
Marianne Faithful - Ballad of Lucy Jordan
Serge Rezvani - Tout moroses
Ludwig van Beethoven - Klaviersonate Nr. 15 D-Dur op. 28 „Pastorale“
Beach Boys - Don’t Talk
Ludwig van Beethoven - Violinsonate Nr. 3 Es-Dur op. 12 Nr. 3