Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Podium zu Kunst und Freiheit in Russland

Mit der Inszenierung "Nach Moskau! Nach Moskau!" in der Regie von Frank Castorf hat die Volksbühne im Mai dieses Jahres das Internationale Tschechow-Festival in Moskau eröffnet – und das russische Publikum durch ihre Ästhetik und politische Intention extrem polarisiert. 20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges stellt sich die Kunstszene in den post-sozialistischen Städten Berlin (Ost) und Moskau als unterschiedlich strukturiert und reglementiert dar. Unter dem Titel „Kunst ist Waffe?“ wird in der Volksbühne das Spannungsverhältnis von Politik und Kunst untersucht. Am 13. November zeigen wir "Nach Moskau! Nach Moskau!" mit durchgehend russischen Übertiteln, um den Bogen nach Berlin und zur hiesigen Realität der russischsprachigen Diaspora zu spannen. In Kooperation mit dem Goethe-Institut Moskau findet vor der Aufführung eine Podiumsdiskussion zum Thema "Kunst und Freiheit in Russland" statt. Referent ist unter anderem Juri Samodurow, ehemaliger Leiter des Sacharow-Zentrums in Moskau, der in Zusammenhang mit den Ausstellungen "Achtung Religion" und "Verbotene Kunst" vor Gericht stand; beide wurden von orthodox-religiösen Fundamentalisten gestürmt und zerstört. Statt eines Prozesses gegen die Zerstörer wurden Institutsleiter und Kuratoren zu Geldstrafen verurteilt. Der Philosoph Michail Ryklin – ein weiterer Teilnehmer des Podiums – hat die Gerichtsverhandlungen verfolgt und seine Beobachtungen in dem Buch Mit dem Recht des Stärkeren festgehalten. Denn mitangeklagt war auch seine Frau – die Dichterin und Kuratorin Anna Michaltschuk, die 2008 in Berlin auf tragische Weise ums Leben gekommen ist. Ryklin erkennt nicht zuletzt in der sich radikalisierenden Orthodoxie im Verbund mit nationalistischen Tendenzen eine massive Bedrohung der Kunstfreiheit in Russland. Moderation: Barbara Lehmann.

  

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