Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Rebel Dabble Babble Berlin

von Paul McCarthy & Damon McCarthy


Der US-Amerikaner Paul McCarthy gehört zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation, seine Arbeiten (u.a. Videos, Skulpturen, Zeichnungen, Gemälde und Rauminstallationen) sind längst zu Ikonen der Moderne geworden.

Speziell seine Videos und oft raumfüllenden Installationen zeichnet eine besondere Nähe zu strukturellen Elementen des Theaters aus.
Ab Mitte September 2015 (12. - 27.9.) arbeitet Paul McCarthy, gemeinsam mit seinem Sohn Damon McCarthy, nun zum ersten Mal überhaupt im Theater.

"Rebel Dabble Babble", eine große, komplexe Installation, zeigte McCarthy bereits 2012 / 2013 in Los Angeles und New York, auf dem Hof einer Galerie.

In Berlin erfährt sie im theatralen Raum eine ganz neue Aufladung und Interpretation.

Grundlage dieser Arbeit ist Nicholas Rays klassischer Hollywood-Film "Rebel Without a Cause / Denn sie wissen nicht was sie tun" (1955) und den berühmten Gerüchten um die Offset-Beziehungen der Stars James Dean, Natalie Wood, Sal Mineo und ihrem Regisseur Nick Ray.

REBEL DABBLE BABBLE BERLIN ist eine Meditation über Archetypen und ödipale Spannungen, die eine Familiendynamik definieren, wie sie in Privathaushalten, in der Kunstgeschichte oder der Unterhaltungsindustrie umgesetzt wurde, um unseren Erwartungen und unserem Selbstbild eine Form zu geben.

- Inverted Hollywood Sign -

Scheppern, Geschrei, coitales Grunzen...
Eine Flut von Sound umhüllt zwei große Bühnenbilder. Eines davon ist ein groß angelegtes zweistöckiges Haus: Der berüchtigte Bungalow Nummer 2 im nahezu ebenso berüchtigten Hotel Chateau Marmont, West Hollywood, Los Angeles, USA.
In diesem Bungalow fanden die Proben Nick Rays zu den Dreharbeiten seines Filmes statt: Regiegespräche, Textproben, vieles mehr. Für James Dean und der 16-jährigen Wood, beide stammten aus eher unglücklichen Familien, wurde Rays Bungalow ein Surrogat für ein Heim, mit dem Regisseur Ray als eher unkonventionellen Patriarchen. Es kursieren Gerüchte quasi-inzestuöser Beziehungen zwischen Ray und seinen Schauspielern, von Orgien im Schwimmbad und in Champagner-Badewannen.

Eine zweite Bühne zeigt die Nachbildung des Wohnzimmers der Familie Jim Starks, der Hauptfigur aus "Rebel Without a Cause" (gespielt von James Dean, in einer seiner wenigen Rollen) in REBEL BABBLE DABBLE BERLIN, gespielt von James Franco, als James Dean.

Videoprojektionen von Spiel-Szenen auf, in und um diese Sets zeigen Paul McCarthy und seine Schauspieler als Hybriden von Nick Rays filmischen Charakteren, den Schauspielern, die als diese Charaktere agieren, und ihren universellen Familienrollen – Vater, Mutter, Tochter, Sohn...

Paul McCarthy ist Nick Ray und der Vater von Jim Stark, zugleich Archetyp des Vaters. James Franco ist Jim Stark und James Dean, Elyse Poppers ist Judy und Nathalie Wood, aber auch die Inkarnation der Tochter. Jay Yi als Plato und zugleich Sal Mineo und Susan Averitt schließlich spielt die Mutter von Jim Stark und Judy aus dem Film...

Dieses undurchschaubare Spiel von Doppelgängern, Umkehrungen und Verwischungen zeigt die Perversionen austauschbarer Rollen und Fetisch-Beziehungen. In diesem Prozess werden zugleich Ikonen der Kunstgeschichte untersucht - von Duchamps "Akt, eine Treppe herabsteigend" (1912) bis zu Performances Vito Acconcis – und mit Familienpsychologien gespielt.

In seinen Arbeiten benutzt McCarthy als Ausgangsmaterial oft Genre des amerikanischen Kinos oder popkulturelle Mythologien, um dann ungewöhnliche, alternative Interpretationen von etwas scheinbar Bekanntem zu suchen. Er konzentriert sich auf die soziale Interaktion der Geschlechter und übt harsche Kritik an unserer medialen Wirklichkeit und Konsumgegenwart. McCarthy arbeitet mit Methoden der Traumfabrik Hollywoods, um Realität neu zu strukturieren und zu definieren sowie Traumata aufzuzeigen, die hinter der glänzenden Fassade nicht nur amerikanischer Träume lauern. Er spielt auf klassische Ikonen des Märtyrertums an, auf das Grand Guignol Theater sowie auf sexuell konnotiertes Vaudeville.

Durch die Präsentation dieser Arbeit in der Volksbühne ergibt sich ein direkter Bezug zu ästhetischen und inhaltlichen Praktiken einiger Regisseure des Hauses, die wiederum eine ganze Generation jüngerer Regisseure beeinflusst haben.

Tickets kosten 18,- Euro bzw. 10,- Euro (ermäßigt).

  


On Screen: Paul McCarthy, James Franco, Elyse Poppers, Jay Yi, Susan Averitt

Regie: Paul McCarthy, Damon McCarthy

Und: Kathrin Angerer, Maximilian Brauer, Lilith Stangenberg und Bernhard Schütz

Dramaturgie: Henning Nass
 
Die Veranstaltung ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet.

Der Schinkel Pavillon e.V. zeigt ab dem 12. September weitere Arbeiten Paul McCarthys.

Eröffnung: 11. September, 18.00 - 21.00 Uhr

 

 

 
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

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