Der Existenz geht die Essenz voraus. Davon ging Jean-Paul Sartre aus. Also hat er immer eine durchstöbernde Literatur geschrieben. Fleischig, schleimig. Individuelle Dramen, die niemals das Universelle erreichen, sondern einsam und frei inmitten ihrer eigenen Ruinen in die natürliche Dunkelheit der Dinge blicken.
In der 1939 erschienenen Sammlung „Kindheit eines Chefs“, im Französischen „Die Mauer“ genannt, stellt Sartre verschiedene Figuren aus unterschiedlichen Kontexten in die Brutalität seines gewünschten Situationstheaters: die Protagonisten stehen mit dem Rücken gegen die Wand. Werden sie es schaffen, auszubrechen und zurückzuweichen? Werden sie bleiben? Die Frage nach der Freiheit stellt er hartnäckig und jede Figur ist für sich selbst ihr eigener Zeuge.
"Wir sind durch Spaltungen, Entfremdungen, Kriege und Palaver gezeichnet… Jeder Mensch ist hin und her gerissen zwischen den Menschen, die er sein kann…", sagte Sartres Mitschüler und schielender Freund Paul Nizan. Niemand will sich der Existenz stellen, das ist banal und versteht sich von selbst. Gebraucht wird eine Lebensstrategie. Wir brauchen die Transparenz. Schluss mit der Komödie. Auf den Säulen unserer Gesellschaft ist das Wort Freiheit in Stein gemeißelt. Na gut, aber jetzt, da es in den Steinen steht, ist es noch zu gebrauchen? Unser fehlerhaftes Gehirn könnte uns vielleicht durch Zufall einen Weg durchs Dickicht schaffen. Ich hab doch oft genug gehört, die Realität ist das, was man daraus macht. Kein Projekt, bloß Materie. Um das zu erproben steht am Anfang ein Kind. Lasst uns sehen, was es aus sich machen wird. Hilf dir selbst!
„Ein Tag der Scham, ein Tag der Ruhe, ein Tag der Angst, der Tag des Herrn, die Sonne ging an einem Sonntag auf.“
Tickets kosten 12,- Euro bzw. 8,- Euro (ermäßigt).
Mit: Maximilian Brauer, Edgar Eckert und Lilith Stangenberg
Regie: Adrien Lamande
Bühne: Tine Müller
Kostüme: Teresa Tober
Am 21. Juni, zweiter Teil: Wenn der Nebel aufreißt
und am 14. Juli, dritter und letzter Teil: Das Bewusstsein im Darm festgeklemmt