Enzo Traverso erläutert die Widersprüche des Antifaschismus, der 1945, am Ende des Kriegs, die hegemoniale Strömung innerhalb der europäischen Kultur darstellte. Der europäische Bürgerkrieg militarisierte die Politik und produzierte eine tiefe Metamorphose der Kultur: den Übergang vom Intellektuellen zum Kombattanten. Ausdruck davon ist die Polarisierung der Kultur in Faschismus und Antifaschismus. Die Subsumierung des Antifaschismus unter das kommunistische Label betrachtet Traverso als nachträgliche Projektion von antikommunistischen Historikern. So ist zum Beispiel in Frankreich der erste Aufruf zur Aktionseinheit gegen den Faschismus, dem einige Tage später die Unruhen vom 6. Februar 1934 folgten, von den Surrealisten unterzeichnet worden, von André Breton, René Crevel und Paul Eluard und Schriftstellern wie Jean-Richard Bloch oder André Malraux. So behauptet Traverso zu Recht, dass der Antifaschismus der Intellektuellen der Volksfrontpolitik der kommunistischen Parteien vorausging und kein Folgeprodukt kommunistischer Politik war. Moderation: Dr. Thomas Flierl
Institut für Gesellschaftsanalyse und Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung.