Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sängerstreit DIE MASSNAHME

Chorvortrag, Lesung und Podiumsdiskussion. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft


Versinke in Schmutz / Umarme den Schlächter, aber
Ändre die Welt, sie braucht es!

Darf man Brechts krasse Verse, die Hanns Eisler so ergreifend im Bach’schen Stil für Arbeiterchöre vertont hat, heute noch so singen?
Seit der Uraufführung 1930 in Berlin hat DIE MASSNAHME permanent polarisiert: Gespalten war das Publikum, gespalten waren die bürgerlichen, aber auch die linksradikalen Rezensenten, die Theater- wie die Musikkritiker. Gespalten waren sogar die Arbeitersänger, die das Stück damals zur Uraufführung gebracht haben, wie das erstmals ausgewertete historische Protokollbuch des Berliner Schubert-Chors eindringlich klar macht. Später zitierten die Mitglieder der RAF gerne ein paar Zeilen aus dem Lehrstück: „Welche Niedrigkeit begingst du nicht, um / Die Niedrigkeit auszutilgen? Könntest du die Welt endlich verändern, wofür / Wärst du dir zu gut?“ Gute Frage. Wer kennt die Antwort?

Welchen Anteil hat eigentlich Eislers Partitur am widersprüchlichen Gesamteindruck? Durch das Zusammenspiel von Text und Musik ergebe sich „ein völlig anderes Bild, als es das Libretto pur liefert“, behauptete der Kritiker Reinhard J. Brembeck 1997 anlässlich der ersten Wiederaufführung des Stücks nach dem jahrzehntelangen Inszenierungsverbot. „Die Musik verbündet sich immer mit dem zuletzt erschossenen Genossen, der sich aus Mitleid zu allerlei heroischen Aktionen hinreißen lässt“, so Brembeck damals. Ist das so? Wie klingt Eislers Kombination aus Bach’scher Passion, kommunistischer Kampfmusik und Operettenparodie heute in unseren Ohren? Und wie hat Frank Castorf „Brechts Passionsspiel aus dem Schreckenskabinett des Totalitarismus“ in seiner aktuellen Inszenierung auf die Bühne gestellt?

Matinee mit Chorvortrag, Lesung und Podiumsdiskussion:

Drei Lieder aus DIE MASSNAHME
Hans-Beimler-Chor Berlin, Leitung: Johannes C. Gall
mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines Chor-Workshops vom Vortag und Mitgliedern der Berliner Chöre Con Forza, Echo 36, und IG Peng

Solistin: Winnie Böwe, Klavier: Christoph Keller


Autopsie eines Arbeiterchores
Aus dem Protokollbuch des Berliner Schubert-Chores, der an der Uraufführung des Lehrstücks DIE MASSNAHME 1930 in Berlin maßgeblich beteiligt war

Lesung: Axel Wandtke / Textmontage: Peter Deeg


Podiumsdiskussion: DIE MASSNAHME – über Brechts Lehrstück, Eislers Arbeiterchöre und Castorfs aktuelle Inszenierung

mit
Hartmut Fladt, Professor für Musiktheorie an der Universität der Künste, Berlin

Christina Hoffmann-Möller, Dirigentin des Hanns-Eisler-Chors, Berlin

Maurici Farré, Dramaturg der MASSNAHME- Inszenierung an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin

Klaus Völker, Professor für Schauspielgeschichte und Dramaturgie, Rektor der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin (a. D.)

Moderation: Dr. Gerhard Müller, Publizist


Ändere die Welt, sie braucht es (revidierte Fassung von Hanns Eisler, 1956)

Solistin: Winnie Böwe, Klavier: Christoph Keller

  

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