»Anarchy!«, brüllen sie 1977 voll naiv am Timmendorfer Strand und rennen los. Die Rasenmäher im Nacken, werden Horsti und seine Clique von Eltern, Altnazis und der tödlichen Langeweile der Schleswig-Holsteinischen Ödnis gequält – bis der Punk sie für sich entdeckt.
Sie wollen ausbrechen, dahin, wo es Freiräume gibt. Horsti wird Profi im Überlisten von Autoritäten. Im verwaschenen Parka, das Schwarz-Rot-Gold am Ärmel fett durchgestrichen, verweigert er den Wehrdienst und geht nach Hamburg. Es beginnen freie Jahre der verrückten Experimente. Zwischen abbruchreifen Häuserzeilen und E-Gitarren begeistern die genialen Dilettanten im St. Pauli der 80er Jahre durch ihre Haltung: Gegenkultur, »penniless jetset«, Punk und Politik. In ihrer Angriffslust steckt die Sehnsucht nach Gleichgesinnten, nach Liebe, Anerkennung und Zusammenhalt. Und dann die Arbeit am Theater. Horsti bleibt Aktivist und Zweifler, lernt alles kennen, was in der Welt der Hochkultur Rang und Namen behauptet. Am Ende muss er sich fragen, wie all die Widersprüche in seinem Leben miteinander zu versöhnen sind.
Die Geschichte von Horsti ist die Erinnerung an eine Jugend, wie Schorsch Kamerun sie selbst erlebt hat. Er erzählt von Ausbruch und neuen Kampfzonen bei ständiger Haltungsüberprüfung, von der »Ästhetik des Widerspruchs«, vor allem aber von Integrität.
Schorsch Kamerun, 1963 in Timmendorfer Strand geboren, lebt in Hamburg und ist einer der besten 17 Menschen. Er ist seit über 30 Jahren Sänger der Punkband Die Goldenen Zitronen. Neben der Musik ist er für seine außergewöhnliche Arbeit als Theaterregisseur und Hörspielautor bekannt. Er wurde mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet, lebte in einer WG mit einer Terroristin der Bewegung 2. Juni und betreibt zusammen mit seinem Jugendfreund Rocko Schamoni den Golden Pudel Club im Hamburger Schanzenviertel. 2010 war er Gastprofessor an der Akademie der Bildenden Künste München.
Tickets kosten 6,- Euro.