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Sehen: Agnes

Film von Johannes Schmid. Filmpremiere


„Du könntest über mich schreiben, was dir an mir gefällt, ein Portrait, es gibt kein einziges gutes Foto von mir“. Mit diesem Teufelspakt zwischen dem alternden Sachbuchautor und der jungen Physikerin ist Agnes eine Romanverfilmung über einen Roman im Entstehen. In der Folge kann der Film unter der Regie von Johannes Schmid die Grenzen von Fiktion und Realität ausloten, die Realität als Literatur weiterschreiben, umschreiben, akzentuieren. Der Film ist in seinem Element, virtuos komponiert, aber die eigentliche Wucht entfaltet er nicht in diesem Vexierspiel, die eigentliche Wucht ist die Hauptdarstellerin Odine Johne als Agnes, die - wie einst Isabel Huppert in „Die Spitzenklöpplerin“- in dem Film eine ungeheure Präsenz entwickelt und gleichzeitig, wie der Sachbuchautor schreibt, „als könnte sie die richtige Mischung aus Distanz und Nähe zum Leben nicht finden“, eine Fremdheit der Welt gegenüber behauptet, die atemberaubend ist.

Mit ihrem Vorschlag, eine Erzählung über sie zu schreiben, sucht sie da ein Spiegelbild? Eine Perspektive von außen? Will sie die namenlose Distanz verringern, die sie umgibt, die sie spielerisch an der Welt teilhaben lässt, in die sie aber nie eintaucht? Ihr ätherisches Wesen bleibt immer ein wenig unberührt, dennoch zeigt sie großes Engagement, wenn es um die ernsten, großen Themen Leben, Leiden, Tod geht, wird laut, erregt sich, - das sind die Momente, in denen sie der Welt des Schriftstellers noch am nächsten kommt. Der Film unternimmt dabei alles, ihre Distanziertheit aufzunehmen. Selbst wenn sie ausgeliefert und nackt ist, hat sie einen unsichtbaren Schutzschild um sich. Ihr Partner, der Sachbuchautor, gespielt von Stephan Kampwirth mit einer stoischen, fast tumben Verletzlichkeit, wird alles dransetzen, diesen unsichtbaren Panzer aufzuknacken.
Der Roman von Peter Stamm ist eine Konstruktion präziser Indifferenzen, in Johannes Schmids Verfilmung wird er zu einer komplexen Charakterstudie.

Mit: Odine Johne, Stephan Kampwirth. Nach dem Roman „Agnes“ von Peter Stamm.

Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).

  

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