Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sehen: Aus dem Abseits

Film von Simon Brückner. Filmpremiere


Das Abseits als sicherer Ort hat ausgedient. Simon Brückner schnuppert an der Pfeife seines Vaters. Er hat sich aufgemacht, einen Film über seinen schillernden Vater Peter Brückner zu machen, dessen Lehrstuhl für Sozialpsychologie an der Universität Hannover Stichwortgeber für die 68er Bewegung in Westdeutschland wurde und den philosophischen Überbau für die Protestbewegung lieferte. Brückner wurde wegen seiner Nähe zur RAF zweimal suspendiert - am Ende reist Michel Foucault an, um ihn bei seiner Rehabilitierung zu unterstützen.

Simon Brückner war vier Jahre, als sein Vater starb. Seine filmische Spurensuche führt ihn entlang einer faszinierenden Biografie, zu Freunden, Familienangehörigen und Weggefährten, die ihm raten, der Mythenbildung um seinen Vater könne er nur entkommen, wenn er eine eigene Version dieser Biografie skizziere. Simon dringt in die Tiefenschichten der Biografie von Peter Brückner vor, er arbeitet sich wie ein Geologe an den Schichten und Schalen ab, er sucht beides, den Vater und den Revolutionär, das private und das öffentliche Erscheinungsbild.

Er wird ihn sich erfinden müssen, etwas gegen die mächtige mediale Präsenz seines Vaters setzen. Als Schatz für den Film erweisen sich Tonbandaufnahmen mit Erinnerungen seines Vaters, in denen er von seiner Jugend in Dresden und Zwickau zur Zeit des Nationalsozialismus erzählt, seiner jüdischen Herkunft, seiner Politisierung in Paula Lenks „Bude“, die ihn 1941 mit verbotener Literatur füttert und ihn zusammenbringt mit kommunistischen und antifaschistischen Widerstandskämpfern. Am Ende ist der Film nicht abseitig. Es gelingt ihm, Familienfilm und Medienbild zusammenzudenken.

Im Anschluss Filmgespräch mit Simon Brückner (Regisseur), Barbara Sichtermann (Protagonistin) und Axel Oestmann (Protagonist), moderiert von Joachim Scholl

Kinostart: 3.Dezember 2015

Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).

  

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