Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sehen: Die Welt für sich und die Welt für mich. // Majubs Reise // Elsbeth Maschke in Crashland

Drei Premieren, drei Film-Essays von Bernhard Sallmann // Eva Knopf // RP Kahl & Laura Tonke


Die Welt für sich und die Welt für mich. D/A 2013, 45 Min. Kamera, Ton, Buch, Regie, Produktion: Bernhard Sallmann Montage: Christoph Krüger Tonbearbeitung: Urs Hauck Sprecherin: Judica Albrecht Klavier: Hans Peneder Der schwedische Dichter August Strindberg (1849-1912) befindet sich in den 1890er Jahren in einer schweren ästhetischen Krise und verfasst keine Literatur. Vielmehr wendet er sich anderen Ausdrucksformen zu: Fotografie, Malerei, Chemie, Alchemie. Diese neuen Formen erprobt er im österreichischen Exil und zieht für neun Monate mit seiner jungen Frau, der Wiener Journalistin Frida Uhl, sie erwartet ein Kind, auf den Landsitz ihrer Großeltern. Nach der Geburt der Tochter reißt er sich aus den Donauwelten los, kehrt aber nach zweijährigem Pariser Aufenthalt zurück, um die Tochter für drei Monate aufzusuchen. Die Ehe ist zerbrochen. Diesmal ist die Religion die Matrix, seine Krise zu überwinden. „Wie schon in seinen vorherigen Filmen beschäftigt Sallmann die Natur als metaphorisch aufgeladener Resonanzraum menschlichen Tuns. In diesem Fall ist die Donau ihrer geografischen Konkretheit gänzlich enthoben. In den langen, Zeit und Raum auskostenden Einstellungen entfaltet sie eindrücklich ihr ganzes Repertoire an Naturschauspielen, Farbskalen und Lichtreflexen, die wiederum Spiegelungen von Strindbergs seelischer Unbill sind, extreme Ausschläge zwischen Angst, Verzweiflung und Wahn. Währenddessen werden im Off Textfragmente aus den Büchern „Kloster“ und „Inferno“ von der Sprecherin Judica Albrecht zu einer eindringlichen Erzählung zusammengeführt.“ (Cornelia Klauß, dok-Leipzig) Majubs Reise D 2013, 48 Min. Buch, Regie: Eva Knopf Kamera: Rainer Hoffmann Produzent: Simon Buchner, Christoph Arni Musik: John Gürtler Schnitt: Anne Glossmann Sprecherin: Jule Böwe Am Beispiel eines schwarzen Statisten aus Filmen der 1930er Jahre reflektiert Eva Knopf in ihrem Filmessay deutsche Kolonialgeschichte. Für Majub, den ehemaligen Kindersoldaten in der Schutztruppe Deutsch-Ostafrikas, hält die Mehrheitsgesellschaft im nationalsozialistischen Deutschland keine andere Option bereit als die Statistenrolle. Der Afrikaner, der sich in Deutschland Mohamed Husen nannte, lebte in den 1930er Jahren in Deutschland und arbeitete als Statist beim Film. Er war Zarah Leanders Chauffeur, Hans Albers’ Diener und Heinz Rühmanns Liftboy. Doch Husen war nicht nur Filmstatist. Die Bezeichnung Statist ist auch eine Metapher für seine Rolle in der „großen Geschichte“. Er kommt darin – wenn überhaupt – nur ganz am Rande vor. „Akribisch recherchierte Fakten, eine Reihe von Indizien und die daraus aufsteigenden (von Jule Böwe vorgetragenen) gedanklichen Verknüpfungen bilden das Energiezentrum dieser fantastischen Biografie des Afrikaners Majub im Zusammenhang der deutschen Film- und Kolonialgeschichte. Majub, der 1944 in Sachsenhausen starb, ist Teil eines Sternenhimmels des deutschen Films. Aus der Entfernung wird man ihn dort nicht sehen, denn von weitem leuchten nur die „ersten“ Künstler, deren große Namen einem meist genügen. Wenn man aber diesem Himmel näher tritt, wenn die Sterne der zweiten und dritten Kategorie nun auch zu glitzern anfangen und ein jeder als Teil des ganzen Sternbildes hervortritt, dann wird die Welt weit und die Kunst reich. Insofern ist es eine herzzerreißend schöne Idee der Regisseurin Eva Knopf, ihren Film in einer Sternwarte beginnen zu lassen.“ (Ralph Eue, Dok Leipzig) Elsbeth Maschke in Crashland D 2013, 30 Min. Konzept: RP Kahl, Laura Tonke Schnitt: Susan Albera Produktion & Regie: RP Kahl Mit Elsbeth Maschke, Laura Tonke, RP Kahl Der Filmemacher RP Kahl begibt sich zusammen mit der Schauspielerin Laura Tonke auf eine Forschungsreise. Ort der Recherche sind die Braunkohleabbaugebiete in der Lausitz. Auch Kahls Großmutter Elsbeth Maschke lebte dort – in Drebkau bei Cottbus – fast ein Jahrhundert lang von 1905 bis 1999. Sie hat die wechselvolle Geschichte dieser Gegend hautnah miterlebt. So verbinden sich ihre Erinnerungen an den 2. Weltkrieg, der 1945 an der östlichen Grenze Deutschlands besonders heftig zurückkehrte, mit der Zerstörung der Heimat, des eigenen Elternhauses, das aufgrund des Braunkohleabbaus in den 90er Jahren abgerissen werden musste. Die historischen Aufnahmen der Zeitzeugin verbinden sich mit den Reisen von Kahl und Tonke in das Niemandsland der Braunkohleabbaugebiete, die historische Untersuchung trifft auf aktuelle Fragen zu Land und Identität. "Der Regisseur RP Kahl begibt sich auf Heimreise und dokumentiert die lebendigen und sehr persönlichen Erzählungen seiner Großmutter Elsbeth in einem essayistischen Bericht über Heimat und Frauen im Kontext ihrer Zeit." (FilmFestival Cottbus - Festival des osteuropäischen Films) Tickets kosten an unseren Billettkassen 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt). Bei Buchungen über unseren Webshop kommen je 2 Euro Systemgebühr dazu.
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