Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sehen: Fastentuch 1472

Film von Bernhard Sallmann. Filmpremiere


In Bernhard Sallmanns Dokumentarfilmen ist die Naturlandschaft immer durchdrungen vom Wirken des Menschen. Der große bayerische Filmemacher Herbert Achternbusch hat einmal trotzig gesagt, "Diese Gegend hat mich kaputt gemacht, und ich bleibe so lange, bis man ihr das anmerkt". Auch Bernhard Sallmann durchsucht die Natur nach Spuren dieser menschlichen Eingriffe. Bilder von Kulturlandschaften ziehen sich durch seine Arbeiten: Die ehemalige Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, die Lausitz, der Landschaftspark von Fürst Pückler in Bad Muskau bei Cottbus, die Donau oder Wald und die Felder seines Heimatdorfes in Österreich. Dort begibt er sich auf Spurensuche nach einem nationalsozialistischen Arbeitslager, dessen Spuren vertilgt scheinen. Jedoch wächst der Weizen auf dem Lager anders, irgendwie ist die zersiedelte Natur gezeichnet von ihrer unheilvollen Geschichte. In seinem letzten Film “Die Welt für sich und die Welt für mich.“ hört man die selbstzweifelnden, tagebuchartigen Texte des forschenden Dichters August Strindberg und sieht dazu Bilder und teilweise idyllische Impressionen der Landschaften, in denen diese Texte entstanden sind und an denen nun der Selbstzweifel nagt.

Sein neuer Film FASTENTUCH 1472 behandelt das Große Zittauer Fastentuch, einen Bibelcomic aus 90 Einzelbilden auf einem Neun mal Sieben Meter großen sackartigen Leinentuch gemalt. Das Tuch entstand 1472 und wird heute in einem Museum in Zittau ausgestellt. Sallmann untersucht dieses mittelalterliche Kunstwerk beinahe forensisch. Die Kamera dringt fast in das grobe Leinen ein, scannt es in langen Parallelfahrten. Ausgehend von dem Bild, webt Bernhard Sallmann in Interviewpassagen einen eigenen Teppich aus Erzählungen über die Wiederbelebung von Objekten, den Zusammenhang von Kunst und Religion und Fragen der Restauration. Aus den biblischen Geschichten von der Entstehung der Welt, dem calvinistischem Bilderverbot - das Tuch ist eigentlich ein Bilder-Verhüllungstuch, aus dem eine Bilderflut hervorbricht – erwächst die Geschichte des Kulturraums um Zittau im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Polen.

FASTENTUCH 1472 (D 2015, DCP, 90 min)
Regie: Bernhard Sallmann

Kamera: Andreas Bergmann
Ton: Klaus Barm
Montage: Christoph Krüger
Animation: Harald Koegler
Stimme: Falilou Seck
Musik: Jürgen Kurz
Produzent: Jens Körner

Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).

  

Filmkombinat-Website

Trailer FASTENTUCH 1472 from filmkombinat on Vimeo.

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