Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sehen: Freie Zeiten

Dokumentarfilm von Janina Herhoffer. Filmpremiere


Janina Herhoffer blickt in ihrem Dokumentarfilm „Freie Zeiten“ auf das Phänomen der Freizeitgestaltung, jene Momente am Tag, die nicht der Erwerbsarbeit gewidmet sind. Die meisten Menschen haben wenig Einfluss auf die Strukturen, in die sie sich während ihrer Arbeitszeit einfügen. In der Freizeit können die Grenzen der Identität gedehnt und ausgelotet werden, immer häufiger werden dazu Gleichgesinnte und professionelle Anleitung gesucht.

Der Film folgt und erforscht einige ganz unterschiedliche Gruppen und deren Ansätze. Die Mitglieder einer Männergruppe reflektieren über ihren jeweiligen Platz im Leben, versuchen, beim Rollenspiel das eigene Ich neu zu entwickeln. Drei Jugendliche auf Shoppingtour suchen nach möglichen neuen Kleidungsstücken, erproben und diskutieren deren unterschiedliche Wirkung und soziale Konnotation. Wieder andere disziplinieren sich und trainieren hingebungsvoll, um das ersehnte Gewicht, die ersehnte Laufzeit oder den ersehnten Klang und das damit verbundene Versprechen zu erreichen.

„Es sieht schon ziemlich verrückt aus, wenn beim Yoga alle kopfüber in den Seilen hängen. Ein Bild, das fasziniert und befremdet zugleich. In Momenten wie diesem wirken die Protagonisten wie unbekannte Wesen, die merkwürdige Rituale vollführen. Der Film sieht und hört ihnen dabei genau zu. Die fixe Kamera und die mit Bedacht gewählte Kadrierung sorgen für Klarheit und Konzentration. In der Montage gelingt es, die konkreten Beobachtungen aus wiederkehrenden Situationen in Abstraktionen zu überführen. Es setzt sich ein Bild zusammen von Freizeit als Projekt, um am eigenen Körper, am Bewusstsein, an der Performance zu feilen, mit Disziplin, spielerisch oder im Gespräch. Dass Freizeitforschung visuell so anschaulich sein kann, hätte man nicht gedacht.“ Birgit Kohler, Berlinale Forum

Deutschland 2015, 71 Min.

Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).

  

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