Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sehen: One Zero One

Die Geschichte von Cybersissy und BayBjane. Ein Dokumentarfilm von Tim Lienhard (D 2013, 89 Minuten). German with English subtitles


Selten kamen sich Kunst und Leben, Groteske und die Schönheit, die sich mit dem Horror paart, so nah wie in der "Docu-Tale" One Zero One des deutschen Journalisten und Filmemachers Tim Lienhard. Er hat die Geschichte von Cybersissy & BayBjane auf die Projektionsflächen internationaler Filmfestivals gebracht. In berauschenden Bildern, pathetischen Melodien und persönlichen Berichten mit schockierenden Inhalten schildert One Zero One den kreativen Lebensentwurf von Antoine Timmermans (48) und Mourad Zerhouni (33). Ihr Leben ist von Schicksalsschlägen gezeichnet.

In diesem zeitgenössischen Märchen wird eine Verwandlungskunst am Rande der Gesellschaft zelebriert.
Als eine Art Erweckungserlebnis beschreibt der 149 Zentimeter große und mehrfachbehinderte Deutsch-Marokkaner Mourad die Erfindung seines Alter Egos im Jahr 2005 durch den an einer Psychose leidenden Niederländer Antoine. Das ungleiche Paar, die barocke und ausladende Kunstfigur Cybersissy und ihr kleinwüchsiges Pendant BayBjane, kultiviert prachtvolle Looks und fantastische Stylings, die im Rampenlicht der internationalen Clubkultur vorgeführt werden.

Als wandelnde Kunstwerke, die an Leigh Bowery erinnern, verunsichern die intergalaktische Königin und der bionische Mann, wie sie im Film einmal genannt werden, die Gattungsgrenzen zwischen Mode, Kunst und Performance.
Sie begreifen ihre mangelbehafteten Körper als Material für eine obsessive Selbststilisierung und transformieren sie in Schmuckstücke außerordentlicher Güte. One Zero One leistet nicht nur einen politischen Beitrag für eine authentische Emanzipation der Kunst, sondern zeigt, dass das Spiel mit den Geschlechtern und den Grenzverläufen von In- und Outside Teil einer notwendigen gesellschaftlichen Integration darstellt. Dies entfesselt mit der karnevalesken Idee der Verkehrung der Welt ein ungeheuerliches Potenzial an kreativer Energie.

In einer schillernden Montage aus privatem Videomaterial, Partyszenen, Interviews und inszenierten Fantasy-Sequenzen von überbordender Opulenz, feiert der Film die ungewöhnliche Freundschaft und das rastlose Leben dieser unerwarteten Helden und zeigt den Triumph der Individualität. Der Film lief auf vielen internationalen Queer- und Transgender-Filmfestivals, hatte Deutschlandpremiere Ende Oktober in Hof bei den 47. Internationalen Filmtagen Hof, erhielt mehrere Publikumspreise und kommt jetzt in Deutschland in die Kinos.

Zur Berlin-Premiere in der Volksbühne sind der Filmemacher und seine Protagonisten selbstverständlich anwesend. Was wäre eine Party ohne sie?

Moderation: Axel Ranisch (Regisseur von "Dicke Mädchen" und "Ich fühl mich Disco")

Aftershow-Party mit: Amé Toki, DJ Ipek und den Protagonisten!

Tickets kosten an unseren Billettkassen 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt). Bei Buchungen über unseren Webshop kommen je 2 Euro Systemgebühr dazu.

  

//