Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Sehen: Play! Neue Arbeiten aus der UdK Berlin

Der Studiengang Kunst und Medien, Universität der Künste Berlin, präsentiert audiovisuelle Performances, Film- und Videoarbeiten, Installationen und Objekte. Die Lehre in Kunst und Medien findet im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Experiment, Forschung und der Auseinandersetzung mit zeitbasierten technischen Medien statt. Dieses Studienmodell hat das Ziel, in einem interdisziplinär vernetzten Kontext neue Perspektiven künstlerischer Autor_innenschaft und Praxis entstehen zu lassen.

Wir zeigen Projekte aus den Fachklassen „Experimenteller Film/Medienkunst“ (Prof. Nina Fischer), „Narrativer Film“ (Prof. Thomas Arslan), „Bewegtbild“ (Prof. Anna Anders) und „Generative Kunst/Computational Art“ (Prof. Alberto De Campo).

Experimentelle Dokumentarfilme, fiktionale Arbeiten, audiovisuelle Performances und Installationen stehen hierbei gleichberechtigt nebeneinander. Inhaltlich spiegelt das Programm die Internationalität und Fluidität des Studiengangs wieder.

Den Auftakt bildet ein audiovisuelles Konzert: Performer spielen in unterschiedlichen Gruppierungen mit elektronischen und digitalen Prozessen, die Klänge und Bilder in vielen Abstufungen von Eigenwilligkeit zeigen; manche lassen sich kontrolliert spielen wie Instrumente, bei anderen kann man zwar intuitiv lernen, sie zu beeinflussen, aber selbst dann sorgen sie für Überraschungen bei allen Beteiligten.

Im ersten Block des Filmprogramms richtet sich der Blick auf die ‚Hinterbühne’: Während elitäre, neoliberale Feministinnen auf einer Medizinkonferenz die Befreiung der Frau durch Reproduktions- und Biotechnologie preisen, verhandeln drei Service-Mitarbeiterinnen hinter der Garderobentheke reproduktive Konflikte und Entscheidungen. Die neun kurzen Filme im zweiten Block thematisieren utopische Lebensentwürfe, Gender-Identitäten, Transhumanismus, Migration und globalen Kapitalismus. Wir tauchen in die Berliner Clubszene ab, bewaffnete Frauen in dünnen Kleidchen zielen ins Unbekannte, zwei Männer re-inszenieren Fluchterlebnisse, und ein Astronaut diskutiert mit dem Papst die Aufteilung des Himmels.

Die Flure und Seitenflügel werden mit Installationen, Objekten und live-performances bespielt - hier findet sich die Kittelschürze neben einer game machine, analoger Film trifft auf virtuellen Raum, und clay animation folgt auf stereoskopische 3D-Experimente.

Bei allen Arbeiten handelt es sich um Berliner Premieren.
Ausgewählt von Anna Anders, Thomas Arslan, Alberto de Campo und Nina Fischer.

Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).

  

Programm

19 Uhr Großes Haus
KONZERT/ AUDIOVISUELLE PERFORMANCE
Klasse Generative Kunst/ Computational Art (Alberto de Campo)
Christian Schmidts & Tomek Tobolski - Patternwirtschaft
Anna Petzer & Walter Sallinnen - Neues duo
Jessica Ekomane - solo
Nontrivial Subset - audiovisual group improvisation
(Katharina Hauke, Haye Heerten, Li-Chi Hsiao, Hannes Hoelzl, Alberto de Campo)
Isak Han & Sungeun Jin - The Harmonie


20 Uhr Großes Haus
FILME/ VIDEOS – Programm 1
der Klasse Narrativer Film (Thomas Arslan)

Ohne Titel (D/2016/8 Min.) resnM
Experimentelles Video, DV
Inmitten all des Lärms der großen Stadt, die überfließt von Tätigkeit, hatten sich der hungergequälte Schüler und seine un-glückliche Freundin auf die Treppe eines Hauses gesetzt, an dem er fortan nie wieder hat vorübergehen können, ohne durch die krallende Erinnerung sein Herz zusammengepresst zu fühlen.
Aber, was ist das für eine Stimme, wie - nur ein Streifen sich ungeheuer schnell gewandelt haben würde - zum Shocking?

Nichts ist erledigt (Not Yet Over) (D/2016/62 Min.) Kornelia Kugler und Hanna Bergfors / systrar productions
Multi-Genre Spielfilm, HD
In einer Abendschicht hinter der Garderobe streiten drei Frauen um reproduktive Rechte und Entscheidungen, die die neoliberale Idee der Wahlfreiheit auf den Boden der Tatsachen bringen. „Nichts ist Erledigt“, ein multi-genre Spielfilm, stellt offene Fragen unserer Zeit, die eine feministische Antwort brauchen.

21.30 Uhr Großes Haus
FILME/ VIDEOS - Programm 2
der Klassen Narrativer Film (Thomas Arslan), Experimenteller Film/ Medienkunst (Nina Fischer), Bewegtbild (Anna Anders)

Auf Zeit (D/2016/13:40 Min.) Naser Fathi, Ismaıl Karayakupoglu, Annika Haas, Sungeun Kim, Mouna Assali
Experimentelles Video, HD
Naser Fathi kommt aus Ostkurdistan und ist 35 Jahre alt. Die Performance im Film zeigt die  Geschichte seiner Flucht. Zusammen mit vielen anderen saß er dabei fünf Mal im Gefängnis und legte weite Strecken versteckt im beengten Frachtraum von LKW zurück. Die eigenen Regeln und Rituale dieser Gemeinschaften auf Zeit bestimmten für über ein Jahr lang sein Leben.

Submission (D/2016/2:30 Min.) Dariya Susak
Animation, HD
Das Video zeigt Geschäftsleute, die von einem unbekannten Wind durch die Berge getrieben werden. Die Silhouette des Berges ist gleichzeitig die Vektorgrafik des Erdölhandels in Russland der letzten 10 Jahre. Die Körper der Figuren sind wie tote Puppen, die analog zur Wirtschaftsentwicklung über den Vektorberg geweht werden. Das Video visualisiert die Abhängigkeit des Individuums vom globalen Markt.

Positions (D/2016/8:20 Min.) Kristina Paustian
experimentelles Video, HD            
„Positions“ zeigt eine Gruppe bewaffneter Frauen in Wehrpose vor dem Hintergrund einer sonnigen Stadtkulisse. Die eigentliche Handlung wird außerhalb des sichtbaren Bereichs verortet und lässt nur erahnen, was im Blickfeld der Protagonistinnen passiert.

Your are the only one (D/2016/10 Min.) Sabrina Labis
Experimentelles Video, HD
Geliebt werden, Bedeutung haben, auf dem Podest stehen für einen oder viele Menschen – diese eng verknüpften Sehnsüchte bestimmen unser Streben und Leben. Auf ihnen basieren Casting-Shows und Social-Media-Plattformen, Wettbewerbe um Schönheits- oder sportliche Auszeichnungen. Was tun wir für Aufmerksamkeit? Wer bewertet? Aufgrund welcher Kriterien? Und wer ist Nummer 1? Die Künstlerin Sabrina Labis reflektiert Werte- und Bewertungssysteme. Ausgangspunkt ist die Plattform ArtFacts.Net™.

Firmamentum Continuitas (D/RUS/2016/10:57 Min.) Esteban Rivera Ariza
fiktionaler Kurzfilm, HD        
In diesem fiktiven Film erzählt der sowjetische Ex-Kosmonaut Gennady Baranov von seinen geheimen Unterredungen mit Papst Paul VI. In den Gesprächen sollte festgelegt werden, wie groß das Weltall in Lichtjahren zu bemessen sei und wo genau der metaphorische Himmel der Religionen beginnt.

Ruine oder Rohbau (D/2016/1:45 Min.) Dariia Kuzmych
Animation, HD
Ruine oder Rohbau erzählt die Geschichte einer Stadt der Zukunft, in der jede Person das Aussehen seiner eigenen Umgebung wählen kann. Aber wenn man man diese vorfabrizierten Oberfläche verweigert und statt dessen die wirkliche Welt erkunden will, fühlt man sich verloren und desorientiert. Anstelle von Häusern und Straßen sieht man sich umgeben von sich stetig transformierenden grauen Ruinen und leeren Häuserhüllen.

In your Presence (D/2016/15:03 Min.) Sven Gutjahr
experimentelles Video, HD        
„In Your Presence“ ist ein filmisches Portrait queerer Identitäten in Berlin. In Form von Fotografien, dokumentarischen und inszenierten filmischen Sequenzen versucht Sven Gutjahr sich dem Genderbegriff als eine facettenreiche Bandbreite von performanten Perspektiven anzunähern.

Yet another sunset (D/2016/20 Min.) Luca Lomonaco
Drehbuch: Luca Lomonaco, Sanni Cabral da Silva Neto
Kurzspielfilm, HD
Zwischen Beobachtung und Fiktion verfolgt der Film das Alltagsleben einer Transgender-Frau Dj und Musik-Produzentin, die in Berlin lebt.

POV-Trailer 2 (D/2016/1:13 Min.) Büke Schwarz
experimentelles Video, HD        
Der Trailer kündigt den Film POV (Point of View) an, der sich unterschiedlichen Observationsformen widmet. Vier Personen beobachten sich gegenseitig, fühlen sich jedoch selbst unbeobachtet. Sie sind offenbar dazu gezwungen Untersuchungen ohne Sinn und Zweck anzustellen.
 

INSTALLATIONEN in den oberen Foyers
der Klassen Experimenteller Film/ Medienkunst (Nina Fischer), Bewegtbild (Anna Anders)

Le possible n'est pas réel (D/2016/5:26 Min.) Yousef Iskandar
Geben und Nehmen - in diesem Film geht es um die Fragilität der Willkommenskultur in Deutschland und die Unsicherheiten der Gesten.

AI in Arcadia (17:52 Min.) Eleanor Jones
2 Kanal Videoinstallation
Die Installation untersucht die Resonanz verschwindender Orte, deren Geschichte und Verwandlung von einem Ort in einen Nicht-Ort am Beispiel eines verfallenden Stadions der olympischen Spiele 2004 in Athen. Es geht um Fragen der Kybernetik, künstlicher Intelligenz und die Definition von Existenz und Nicht-Existenz; die Durchlässigkeit der Grenzen in der digitalen und analogen Welt.

Der Kreis, das Dreieck, das Rechteck und die Kreuzung(D/2016/3:38 Min.)
Lucaz Maia und Antonio Castles
16 mm Projektion
Die Installation besteht aus sechs 16-mm-Projektoren, die in einer Dreiecksstruktur angeordnet sind. Dadurch entsteht auf der Leinwand ein einziges stereoskopisches Bild, welches mit einer 3D-Brille betrachtet werden kann. Die Arbeit setzt sich mit dem stereoskopischen Bild in Bewegung auseinander. Das dreidimensionale Bild wird in zwei Kanäle geteilt, wovon je einer einem Auge des Betrachters zugeordnet ist. Jeder der beiden Kanäle besteht aus der Fusion der drei Primärfarben, welche wiederum jeweils durch einen der sechs Projektoren repräsentiert werden.

Käthes Archiv (D/2016) Jeanette Goßlau
generative Animation, Installation für einen Monitor        
Nach dem Ableben ihrer Großmutter Käthe entdeckte die Künstlerin im Nachlass 80 bunte Kittelschürzen. Die Videoinstallation zeigt jede Schürze gleichzeitig in vier Ansichten: auf einer Büste, im Detail, am Körper der Künstlerin und in nachgestellten Posen der Mannequins in alten VEB-Katalogen. Die Animationen der Einzelbilder werden in Echtzeit generiert und lassen einen Reigen tanzender Muster und Saumlängen entstehen.
Käthes Schürzen (D/2015/20:21 min loop) Jeanette Goßlau
Installation für Kittelschürzen und einen Monitor          
In diesem performativen Video hüllt sich die Künstlerin in die 80 bunt gemusterten Kittel ihrer Großmutter. Der eigentliche Zweck der Schürzen, als dünnes, unkompliziertes Alltagskleidungsstück wird hier ad absurdum geführt.

Monitoring (D/2016) Büke Schwarz
Installation für einen Monitor       
Bei „Monitoring" muss sich der Betrachter das Bild selbst erschließen. Dabei hat er die Möglichkeit wichtige Information zu erkennen oder auch zu verpassen. Jeder muss seinen eigenen „Point of View“ finden. Niemand sieht dasselbe Bild. Alles ist gefiltert, wie auch im wahren Leben.

VS-Arcade Machine (D/2016/7:01 Min. loop) Büke Schwarz
Videoobjekt                           
In Anlehnung an die Beat'em Up Games der 80er Jahre, treten hier Charaktere in einem Wettstreit gegeneinander an. Sie sind Teil eines Systems, das keine Rücksicht auf ihre Fähigkeiten nimmt.

Observers (D/KOR/2016) Yoonjoo Lee
interaktive Installation, Videoprojektion               
Der Spieler- oder Betrachter der Arbeit kann seinen Kamerablick selbst steuern und durch eine Menschenmenge navigieren. Die Blicke der nur in Rückenansicht dargestellten Personen sind in die unbestimmte Ferne gerichtet. Sie scheinen zwischen Bangen und Hoffen, zwischen Dystopie und Utopie zu verharren.

Vogelmenschen (D/2016/1:30 Min. loop) Eva Pedroza
Animation, Installation für einen Monitor               
Konzeptionell geht es bei den Animationen um die Möglichkeit sich immer wieder neu erfinden und verwandeln zu können – vorwärts und rückwärts, von der Vergangenheit in die Zukunft und umgekehrt.

Kriegskinder (D/2016/15:56 Min. loop) Ina Rommel
Installation für einen Monitor                   
Neun betagte „Kriegskinder“ berichten von ihren Erlebnissen während des 2. Weltkriegs und den ersten Jahren danach. Im Jahr 1945 sind sie zwischen sieben und siebzehn Jahre alt gewesen und erzählen sehr emotional, aber auch erschreckend nüchtern, unglaubliche Geschichten, die sie im zerstörten Berlin, an der Front oder auf der Flucht erlebt haben. Wir hören nur Ausschnitte ihres Lebens, die jedoch durch die Form der Montage eine gemeinsame Narration ergeben.

Wespennest (D/2016/3:38 Min.) Hazal Kara
3D Video
Der Versuch eine Narbe von ihren negativen Konnotationen zu befreien und ihr mittels Makro- und 3D-Technik Raum zu geben, um ihre Geschichte zu erzählen.

23 Uhr auf der Empore des Sternfoyers
PERFORMANCE
„Er rief: Fall ab! Flog nie dein Golfball, Affe, irre?“ (D/2016/10:00 Min.)
Ana Halina Ringleb
Videoperformance
Eine Videoperformance in der der Ausschnitt des Kamerabildes und eines Spiegelbildes in einem Spannungsverhältnis stehen. Eine Bewegung im Raum. Das Verschwinden der Materialität. Die Performance gibt dem Zuschauer die Möglichkeit zum Hinterfragen der eigenen Perspektive.
 

 

Trailer Nichts ist erledigt from SYSTRAR PRODUCTIONS on Vimeo.

© Sven Gutjahr, In your Presence

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