Originalversion mit englischen Untertiteln
RAVING IRAN ist ein Film über Paranoia, ein echter Undercover Film. Alles ist verboten in der Welt der beiden iranischen DJs Anoosh und Arash, die als Duo Blade And Beard im Iran eine interessante Variante von Deep House machen. Die Sittenpolizei verfolgt rigoros sogenannte satanistische Partys, frivole Kleidung, obszöne CDs. Die Bilder des Films entstehen heimlich mit Handy- Kameras, sie sind dunkel: schemenhafte Party-Aufnahmen von unverschleierten Frauen in westlicher Kleidung, manchmal glimmt nur eine Zigarette im schwarzen Nichts, leuchtet ein Neonarmband in der Dunkelheit. Die Raves finden weit draußen in der Wüste statt. Die Angst sitzt tief in jeder Einstellung des Films. Die Gesichter sind sicherheitshalber unscharf gemacht, die Narben von den Verhören der letzten Festnahme bleiben ein Leben lang. So entstand ein Geisterfilm aus einer Parallelwelt.
Staunend werden die westlichen Zuschauer Zeuge von Menschen, die für ihre Musik bereit sind, diesen Druck auszuhalten, die bereit sein müssen, für ihre Musik ein enormes Risiko auf sich zu nehmen, bis hin zu Verhaftung und Folter. Wir werden Zeuge, wie Anoosh und Arash versuchen, eine CD zu produzieren: Die Cover müssen illegal gedruckt werden, es müssen Läden gefunden werden, die heimlich die CDs verkaufen. Eine deprimierende Szene führt ins Ministerium für Kultur, in der die beiden eine Bewilligung für ihre Musik erwirken wollen, aber schon ihre Plakate sind zu westlich; eine Sängerin mit Piercings, die auch noch als Leadsängerin auftreten soll, ist ein Ding der Unmöglichkeit, am Ende bescheinigt der Beamte ihnen, dass elektronische Musik von DJs generell verboten ist.
Für Blade And Beard wird ein Traum wahr, als sie von einem Festival in Zürich eingeladen werden. Auch die Schweiz ist ein tranceartiger, dunkler Traum; hier sind sie eine kleine Sensation, sie geben Interviews, erhalten ungewohnte Aufmerksamkeit. Die Diskrepanz zwischen den Menschenmassen auf den Partys in Zürich und den Aufnahmen von dem Wüsten-Rave könnte nicht größer sein. Dennoch ist der Iran ihre Heimat. Nicht mehr zurückzugehen, bedeutet auch, kulturelle Identität zu verlieren. Als die beiden auschecken und in das Taxi zum Flughafen steigen, wird der Film ganz leise, ganz ruhig, die Zerrissenheit der Beiden ist zum Greifen, die Stille übermächtig. Eine Entscheidung kann nicht länger hinausgezögert werden.
Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).