Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Thomas Macho: Sterben für ein höheres Ziel. Vortrag

Traditionen des Suizids im Kulturvergleich


Thomas Macho, Philosoph, Kulturwissenschaftler und Autor wichtiger Bücher wie „Todesmetaphern“, „Das Leben ist ungerecht. Unruhe bewahren“ geht in seinem Vortrag von der Unterscheidung zwischen Zeiten und Kulturen aus, in denen der freiwillige Tod verschwiegen, nur selten und zurückhaltend kommentiert wird. In denen er umgekehrt vor dem Horizont vielgestaltiger Diskurse, ritueller, ästhetischer oder philosophischer Darstellungen, häufig thematisiert und ausgemalt wird. Selbstmordfaszinierte Zeiten und Räume werden den selbstmorddistanzierten Epochen und Gesellschaften gegenübergestellt, die den Suizid tabuisieren und abwerten. Suizidalistische Kulturen neigen zur Heroisierung des Selbstmords, der aus verschiedenen Gründen anerkannt wird; nonsuizidalistische Kulturen halten den Selbstmord für eine moralische Schande und existentielle Niederlage. Suizidalistische Kulturen idealisieren ein kurzes, intensives, amplitudenreiches und innovationsorientiertes Leben; nonsuizidalistische Kulturen favorisieren dagegen ein langes, ruhiges, amplitudenarmes, traditionsorientiertes Leben.

  

//