Egal ob er eigene Stücke produziert oder mit Choreographen wie Angela Guerreiro und Johnny Lloyd zusammenarbeitet: Sven Kacirek entwickelt seine Musik immer mit den Trommelstöcken in der Hand. Das mag für einen als virtuoser Jazz- und Drum’n’Bass-Drummer groß gewordenen Musiker kein Wunder sein. In Kacireks Stücken hören wir jedoch kaum noch das klassische Drumset, stattdessen trommelt, schlägt und reibt er auf kleinen, leisen Dingen wie Papier, Holz und Glas. Sein Sound besteht dabei aus mehr als nur präsenten Beats: Sämtliche Elemente eines Stücks bis hin zur Melodie sind aus kleinen perkussiven Mustern zusammengesetzt, die lässig geschichtet werden. Obwohl er dabei keinerlei Synthesizer verwendet, klingt das bisweilen so elektronisch, dass man für Sven Kacirek den eigentlich widersinnigen Stilbegriff Akustische Elektronika erfinden könnte. Viele seiner Ideen entstehen aus Live Konzerten, in denen er sich selbst mit Samplern multipliziert, voller Ruhe improvisiert und sehr elaborierte Patterns generiert. Bei solch einer Liebe zur Perkussion ist es nur nachvollziehbar, dass er mehrfach nach Kenia reist, um dort mit lokalen Musikern und deren Instrumenten zusammen zu arbeiten.
Sølyst heißt das digitale Dampfzeitalter willkommen und widmet sich auf The Steam Age einer maschinellen Ästhetik jenseits des allgegenwärtigen Binärcodes. Als Grundlage für das dritte Album des Düsseldorfers Kreidler-Schlagzeugers Thomas Klein diente ein stillgelegtes Klavier als Klangquelle. Klopfen, Scharren, Kratzen, Zupfen: Das Bearbeiten von Holzkorpus und Stahl- seiten sind die Bausteine eines weit gefassten Klangspektrums, das Klein später im Sampler gegen den Strich bürstete. Alle verfremdeten Patterns und Sequenzen durften anschließend auf dem typischen Sølyst-Schlagwerk-Groove tanzen und verschmelzen mit ihm zu einem hypnotisch treibenden Maschinenfunk. Sølyst folgte bei seiner neusten Arbeit keinem Muster oder einer Chronologie. Jeder reduzierte, oftmals spontane Arbeitsschritt war verzahnt mit dem nächsten – mal durch Intuition, mal durch gegenseitiges Bedingen.
Tickets kosten 15,- Euro.
18 Sven Kacirek Live at LE GUESS WHO 2014 / Utrecht from Sven Kacirek on Vimeo.