Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

The very last days of Marlene - Eine Rekonstruktion

Ein Selbstversuch mit Maximilian Brauer, Susanne Bredehöft, Henning Nass sowie den Musikern Leonard Neumann, Richard Lucius, Konrad Krenzlin


Ausstattung: Jana Wassong
Mitarbeit: Anna Heesen, Thilo Fischer

Wir schreiben das Jahr 1978, irgendwo im Ruhrgebiet. Ich war noch recht klein und eines Abends, meine Eltern waren aus, lag ich gemütlich unter einer warmen Decke in meinem rot-blauen Frottee-Schlafanzug auf dem Sofa, Knabbereien auf dem Beistelltisch, die Heizung lief! West Deutschland!

Ich sah mir vollkommen gebannt das Ehe-Drama „Herzen in Flammen“ im Spätprogramm des WDR an und noch in derselben Nacht schrieb ich der Hauptdarstellerin Marlene Dietrich atemlos einen langen Brief voller Bewunderung. Ich war so, so, so erregt von ihrer Erscheinung, ich konnte kaum mehr schlafen. Mein Herz stand seitdem in Flammen, wie nur sehr selten danach und jemals zuvor...

Am selben Abend in Paris: Vollkommen übermüdet und nahezu angewidert von sich selbst und ihrer Wirkung auf Andere, zog sich die Dietrich, nach einem anstrengenden Tag voller repräsentativer Verpflichtungen, mürrisch in ihr Appartement, Avenue Montaigne 12, zurück.

Es war wieder spät geworden. Wie üblich nahm sie eine ordentliche Ladung ihrer Tabletten und spülte sie mit etwas Alkohol hinunter. Sie ging torkelnd in ihr geliebtes Schlafzimmer und schlief wie ein Stein noch auf dem Läufer ein. Als sie am frühen Nachmittag des kommenden Tages erwachte, kam ihr eine Idee: Wieso eigentlich aufstehen? Wieso jeden Tag dasselbe Procedere? Wieso eigentlich sich immer wieder den vollkommen frustrierenden und depressiv stimmenden Verpflichtungen eines langweiligen Tages aussetzen und sich zuquatschen lassen?

Ach scheiß doch drauf, dachte sie, zog ihren Beistelltisch ans Bett, stellte das Telefon darauf und bewegte sich fortan bis zu ihrem Tode nicht mehr aus dem Bett heraus.

Na gut, ab und zu natürlich... Toilette, Dusche und so ein Zeug... Aber nach draußen gehen? Luft schnappen? Ach was...

Nach einigen Monaten wurde ihr langweilig. Meinen Brief hatte sie natürlich längst beantwortet und mir ihre Telefonnummer hinterlassen, nur für den Fall, dass ich mal nach Paris kommen und sie auf einen Cognac besuchen wolle... Doch wenn es ihr mal besonders langweilig wurde, und das passierte oft, dann rief sie mich spät abends einfach an... Doch, doch, SIE rief MICH an.

Per Ferngespräch! Wir telefonierten regelmäßig, mehrmals die Woche, oft recht lange. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, es war eine platonische Beziehung über Kabel...

Ich war überhaupt schon immer ein Frauenversteher... Und irgendwann, es muss kurz vor ihrem Tod gewesen sein, sagte sie zu mir, „Schreib ein Buch über mich, mein liebster H. Nur Du kannst es. Die ganze Wahrheit. Aber erst nach meinem Tod.“

Ein Buch ist es nicht geworden, aber dieses durchaus erfolgreiche Stück, ein Klassiker geradezu.

Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).

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