Diese TOSCA trägt noch den Namen der Oper, mit der der Komponist Giacomo Puccini anno 1900 eine der meistgespielten Musiktheaterkompositionen des internationalen Opernrepertoires geschaffen hat: ein exemplarisches Werk im Kontext der um die Jahrhundertwende in Italien florierenden „Verismo“-Ästhetik, der Kunst des authentischen Details. Doch zugleich gilt gerade diese Oper ja als quasi letztes Wort der vertrauten Belcanto-Tradition; unüberhörbar ist schon in Puccinis Musik die Moderne zu ahnen, die Opern wie diese demnächst verabschieden wird. Hier setzt die TOSCA der Volksbühne an – und unterzieht das Material der Oper einem neuerlichen Phantasie- und Praxis-Test: in einer Art Assoziationsraum der Künste.
In der Inszenierung von Sebastian Baumgarten ist Puccini Ausgangs-, nicht Endpunkt einer musikdramatischen Recherche. Den Horizont von Assoziation und Phantasie über TOSCA spannt er für die Volksbühne sehr weit – die musikalischen Elektroniker der „Tarwater“-Band schicken Puccinis Komposition durch die Metamorphosen-Maschine des Computers, der Video-Künstler Chris Kondek generiert die Bilder dazu: zwischen Tempeln und Altären auf der einen Seite und auf der anderen den Flug-Apparaten und Renn-Mobilen. Das Ganze ist TOSCA – und doch keine Oper.
Mit: Kathrin Angerer (Floria Tosca), Lars Rudolph (Mario Cavaradossi), Thorsten Merten (Scarpia), Werner Eng (Angelotti), Trystan Pütter (Emir Nasir), Frank Büttner (Capréola), Angie Reed (Orlonia), Norbert Stöß (Mesner) und Timo Kreuser (Klavier)
Orchester: Deutsches Filmorchester Babelsberg
Regie: Sebastian Baumgarten
Musikalische Leitung: Max Renne
Bühne: Robert Lippok, Alexander Wolf
Kostüme: Ellen Hofmann
Musik: Tarwater
Video: Chris Kondek
Dramaturgie: Ingo Gerlach, Michael Laages
Musikalische Einstudierung: Timo Kreuser