Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 
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Troja

von Esther Preußler, Nina Peller und Thilo Fischer


Die ganze Show, erstmals in 361 Grad. Messer mitbringen!

Er ist der legendärste Krieg unserer Weltgeschichte. 10.000 Schiffe stechen ins Meer wegen einer einzigen Frau, Helena von Sparta. Was waren das für Zeiten, in denen Kriege noch aus Liebe geführt wurden? Dabei begann alles mit einem einfachen Schönheitswettbewerb, der kleinen Stichelei einer ausgeladenen Spielverderberin, und endet mit einem alles vernichtenden, übergroßen Holzpferd. Homer, der Mick Jagger der Antike, dichtete mit der Ilias den längsten zusammenhängenden Song aller Zeiten: die Geschichte zweier Supermächte, gestohlener Schätze und unbeschreiblicher Katastrophen.

Es ist die Schlacht um Troja, einem antiken Dubai. Eine Stadt, die so reich, so unerreichbar und unverwundbar ist, weckt natürlich Begehren. Troja brennt und zerfällt zu Schutt und Asche. Aber ist wirklich alles dem Feuer zum Opfer gefallen? Hat es das legendäre Troja tatsächlich gegeben? Bauten die Griechen wirklich ein riesiges Pferd und überlisteten so die Trojaner, deren einst so stolzer Name heute für nichts anderes mehr steht, als für den Trick, der sie vernichtet hat? Oder ist dieses Pferd nur ein Bild für eine antike Kriegswaffe? Oder für etwas ganz, ganz Anderes?

„We’re on a mission from god“ (Blues Brothers)

Aber was, wenn man gar nicht kämpfen will? Nur den Kameraden noch ganz schnell ein leises ‘Lebe wohl’ sagen? 10 Jahre Krieg, das ist doch absurd! Irgendein körperliches oder seelisches Gebrechen muss sich doch finden lassen! In Catch 22 besteht für Yossarián zwar die Möglichkeit, sich als verrückt erklären zu lassen, wenn er den Antrag dazu selbst stellt, genau dies wird aber zum Beweis dazu erklärt, dass er noch ganz normal ist. „Alle schießen auf mich. Aber sie schießen auf alle, dann wäre ich ja der einzige Verrückte. Nicht anzunehmen, dass alle auf mich schießen.“ (Yossarián)

Dies ist die wahre Geschichte von Troja.
Der Deutsche Kaufmann und Hobbyarchäologe Heinrich Schliemann schreckte vor nichts zurück, um den Krieg um Trojas Mauern zu beweisen. Er nahm all sein Geld zusammen, das er als Geschäftsmann in Russland und beim Goldrush in Kalifornien verdient hatte, und leistete sich eine Vielzahl von schlecht bezahlten Arbeitern für seine monatelangen Privatausgrabungen. Er löste seine Ehe mit einer Russin und heiratete die nach einer Fotografie ausgewählte Griechin: Sophia, 17jährig. Sie sollte seine Helena werden. Mit ihr wollte er in der Türkei die mythische Stadt finden. Die gemeinsamen Kinder nennen sie Agamemnon und Andromache. Kein Zweifel, er meinte es ernst. Mit seinen bedeutenden Entdeckungen leitete er ein neues Zeitalter der Archäologiebegeisterung ein. Sei’s drum, dass sich dann doch unter den Funden weder Homers Troja noch der Schatz des Priamos oder die Maske des Agamemnon befanden. Für Schliemann stand einer guten Story nichts im Wege - schon gar nicht die Wahrheit. Schliemann hat an Troja geglaubt und ist so zu Gold und Ruhm gekommen - und er wurde Ehrenbürger von Berlin. Ein ganzes Leben für einen Mythos, wenn das kein Kunstgriff ist. Jetzt jährte sich Schliemanns Todestag zum 125. Mal. Zeit eine Lanze zu brechen für die großen Geschichten, bevor auch die letzten noch dem Uniformismus dieser Welt zum Opfer fallen. Wir brauchen wieder mehr Götter! Und wer keine Träume mehr hat, ist sowieso schon tot.

„I will never get out of this world alive” (Hank Williams)

10 Jahre Krieg, um dann plötzlich mit einem simplen Trick die Stadt zu erobern? Die Götter waren sich uneinig und im Grunde war es ihnen egal, wer nun den Kampf gewinnt. Hauptsache Mutter Erde wird von der herrschenden Überbevölkerung entlastet. So verspricht es Zeus in der Kypria, der Vorgeschichte der Ilias. Und dann der Groll des gottgleich kämpfenden Achill: “immortal man, immortal body, except he had the Achilles heel. What an irony!” (Eddie Izzard). Als Mädchen getarnt, wächst er unter Stiefschwestern auf und weigert sich jahrelang, überhaupt am Krieg teilzunehmen. Er fehlt den Helden aus Griechenland an allen Ecken und Enden. Allein die Rache am Tod seines Geliebten Patroklos bringt Achilles zurück aufs Schlachtfeld. Und Odysseus, auch so ein Schlitzohr, überlegte sich alles Mögliche, um nicht am Kampf teilnehmen zu müssen. Er dachte sich schließlich den Trick mit dem Pferd aus. Kommt Zeit kommt Rat!
Doch aus dem Krieg gibt es kein Entkommen, nicht für Odysseus, nicht für Achill, nicht für Yossarián. Oder ist das Diesseits einfach kein Ort für den Frieden? Und schließlich hat man dann doch das Gefühl, dass alles ganz anders gewesen sein muss…

Troja liegt in Dir. Du musst es nur beweisen.


Tickets kosten 18,- Euro bzw. 9,- Euro (ermäßigt).

Spieldauer: 1 Stunde 10 Minuten

  

Mit: Maximilian Brauer, Konrad Krenzlin, Dennis Latwat, Richard Lucius, Leonard Neumann und Daniel Zillmann

Regie: Esther Preußler
Raum: Bert Neumann
Bühne: Nina Peller
Kostüme: Sasha Thomsen
Licht: Hans-Hermann Schulze
Video: Mathias Klütz, Cemile Sahin
Ton: Tobias Gringel
Dramaturgie: Thilo Fischer

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 Schwarze Serie

 

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