Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Von Mainz bis an die Memel CXXXIV

Ein Videoschnipselvortrag von Kuttner


VON MAINZ BIS AN DIE MEMEL – Ein Videoschnipselvortrag von Jürgen Kuttner Ein Videoschnipselabend, was ist das? Seit November 1996 veranstaltet Jürgen Kuttner Monat für Monat an der Berliner Volksbühne seine Videoschnipselabende. Im Januar 2014 ist er bei Folge 115 angelangt. Mehr als 100.000 Zuschauer dürften inzwischen erfahren haben, was ein Videoschnipselabend mit Kuttner ist, denn auch über die Grenzen Berlins hinaus, im gesamten deutschsprachigen Raum sind diese Abende hochintelligenter, inspirierender und ebenso witziger Einsichten nicht zu überbietende Fernsehunterhaltung und Lehrstück in einem: 1. Jeder Videoschnipselabend ist anders. Denn jeder Abend hat ein eigenes Motto, eine eigene These. Dabei kann es einerseits um so Grundsätzliches gehen, wie Liebe, Sex, Krieg, Kinder, Fußball, Autos, andererseits aber auch um so diffizile Probleme, wie das Demokratisierungspotential des deutschen Schlagers, die Politiktauglichkeit mittelamerikanischer Rauschkakteen, die ästhetischen Irrungen Mick Jaggers, das Aggressionspotential des Handyklingelns des ehemaligen deutschen Außenministers oder die Frage, mit welchen Präsenten man KPDSU-Generalsekretären eine Freude machen konnte. Ganz aktuell in dieser Spielzeit an der Volksbühne die 10 Gebote. Wie durchdringen sie die Fernsehgeschichte aus Kuttners kulturhistorischer Sicht, welche Rolle spielen im Alltag und an politischen Wendepunkten? Der Atheist Kuttner spielt mit Gott. 2. Jeder Videoschnipselabend hat zwei Elemente. Denn er besteht A aus den Videos und B aus Kuttner, dem Mann also, der sie vorab fürs Publikum aussucht, zerschnipselt und schließlich auf der Bühne präsentiert. An jedem Abend kommen ungefähr 8 bis 10 Filmausschnitte zur Aufführung. In der Regel sind diese Einspiele 2-4 Minuten lang. Rekrutierten sich die Ausschnitte anfänglich noch paritätisch aus alten Sendungen des DDR- und BRD-Fernsehens, operiert Kuttner inzwischen global. Ausschnitte des chinesischen, indischen oder russischen Fernsehens werden in seinen Veranstaltungen ebenso selbstverständlich eingebaut, wie Szenen aus schweizerischen TV-Sendungen oder Hollywood B-Produktionen. Über 500 absurde Momente internationaler Film- und Fernsehkultur flimmerten so bislang über die Riesenleinwand der Volksbühne. Doch so lehrreich, bizarr oder unterhaltsam diese Schnipsel auch sind, ihre wahre Wirkung entfalten sie erst in der Kommentierung durch Kuttner. 3. Jeder Videoschnipselabend ist unberechenbar. Denn A kann sich das Thema bis zur letzten Minute ändern, kann, bis der letzte Zuschauer Platz genommen hat, den aktuellen politischen Ereignissen oder plötzlichen Gemütsschwankungen Kuttners angepasst werden. Ebenso unvorhersehbar wie das Motto ist die Länge des jeweiligen Abends. Zwar haben die präsentierten Ausschnitte für gewöhnlich eine Gesamtlänge von etwa einer halben Stunde, doch schwankt das Zeitmaß ihrer jeweiligen Kommentierung erheblich. Besucher der Vorstellungen sollten also etwaige anschließende Verabredungen flexibel treffen. 4. Jeder Videoschnipselabendbesucher ist anders. Denn das Publikum der Veranstaltung ist extrem heterogen. Vom Schüler bis zum Pensionär, vom alteingesessenen Ostberliner bis zum frisch angereisten Schwaben findet man im Saal so gut wie alle gesellschaftlichen Gruppierungen und nicht zuletzt auch immer wieder hellauf begeisterte Rezensenten. Deshalb zum Abschluss eine kleine Auswahl an Pressestimmen: Freitag: „Dr. Jürgen Kuttners Vorträge sind intensivste Fernseherziehung, die allerdings nicht im Fernsehen stattfindet, sondern im Theater. Um seine Methode zu erklären, könnte man an ein Fuchsjagd-Gleichnis denken. Ein schlaues, rötlich schimmerndes Erkenntnismoment taucht sekundenlang in den Bildfolgen alter Fernsehaufzeichnungen vor seinem geistigen Auge auf, und er, Kuttner, muss es am Schwanz zu packen kriegen.“ Süddeutsche Zeitung "In seinem Vortrag nach dem elften September zeigte er einen Ausschnitt aus Schröders Regierungserklärung. Während Schröder spricht, klingelt Fischers Handy. 'Da sieht man,' so Kuttner damals, 'im Gesicht Fischers quasi Mentalitätskabul, total 'ne Trümmerwelt." Stern „Manchmal lacht man Tränen, manchmal muß man genau zuhören, um zu begreifen, meist braucht man aber ein bißchen Bildung im Hintergrund, um ihm folgen zu können. Eigentlich überzieht er grundsätzlich die ihm zur Verfügung stehende Redezeit, es nimmt ihm keiner übel, ganz im Gegenteil.“ Morgenpost „Grandios abstruse Videoschnipsel-Abende“ 3sat „Kuttners One-Man-Show besteht aus zwei Elementen: aus einem historisch-medienkritischen Diskurs und aus Fernsehausschnitten. Das hört sich angsteinflößend an, ist es aber nicht. Kuttners "Video-Schnipsel-Vorträge" gehören zum Unterhaltsamsten und Klügsten, was derzeit zu sehen ist.“
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