Menschen, Daten, Güter, Geld – alles ist in Bewegung. Heutzutage werden all diese Bewegungen zu einem Problem für Überlebensstrategien und politische Emanzipation, doch ebenso für Expansionspolitik und Profitmechanismen. In diesem Public Talk versucht die TACIT FUTURES-Konferenz die vielfältigen Bewegungen im großen Zusammenhang zu denken. Im Dialog mit dem Philosophen Brian Massumi, sollen folgende Fragen diskutiert werden: Inwiefern stehen verschiedene Typen der Bewegung in einer Wechselbeziehung zueinander? Wie instrumentalisieren verschiedene Akteure Bewegungen? Wie navigieren und emanzipieren sie Bewegungen?
Massumi hat auf diesem Feld eine Vielzahl von Beiträgen geleistet. Zu Beginn der 1990er Jahre gab er das Buch „The Politics of Everyday Fear“ heraus und begann damit eine Erkundung von Angst getriebenen Gesellschaften. Eine Politik der Affekte modellierend, untersucht er bis heute, was es bedeutet, bewegt zu werden und andere zu bewegen. In seinem kürzlich erschienenen opus magnum „Ontopower“ (Duke, 2015) erweitert Massumi seinen Fokus und bezieht die Machtfrage mit ein. Somit rücken die Kraftfelder für jedwede Form der Bewegung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Eine vorbereitende Studie zu diesem wichtigen philosophischen Werk ist auf Deutsch unter dem Titel „Ontomacht“ (Merve, 2010) erschienen.
Konrad Becker eröffnet den Abend mit einem performativen Beitrag. Als Pionier im Feld der digitalen Netzwerke – wo er begann, in den späten 1970er Jahren aktiv zu werden – begleitet er die Transformation von Netzwerk-Kulturen mit einem besonderem Interesse für ihr politisches und emanzipatorisches Potenzial. Beckers inter-disziplinäre Arbeit ist im Spannungsfeld der Sound-Kunst, des Aktivismus und der Forschung angesiedelt. In seiner audio-visuellen Vortragsperformance wird er sich Big-Data getriebenen Prognose-Industrien und ihrer ungezügelten Kolonisation von Bewegungen sowie Zukünften widmen.
Als Warm Up präsentiert Krystian Woznicki Fotos, die in den letzten 20 Jahren auf vier verschiedenen Kontinenten entstanden sind. Seine Diashow lädt dazu ein, mentale und physische Bewegungen in urbanen Umgebungen neu zu entdecken, indem der Blick auf die Apparate und Architekturen der Überwachung und Selbst-Überwachung gelenkt wird. Durch den Abend führt die Journalistin Anna Sauerbrey.
Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).