Leben, Tod, Gott, Erlösung, Revolution? Wer im Abgrund lebt, hat das Gröbste hinter sich. Dostojewskijs "Dämonen" spielt am Übergang vom religiösen Glauben zur materialistischen Ideologie, doch ahnt das Werk nicht nur den nahenden Tod Gottes voraus, sondern auch schon das Scheitern des Sozialismus. Entstanden in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, eröffnet der Roman nicht nur ein philosophisches Panorama des unterschiedlichen menschlichen Strebens nach Transzendenz, sondern knüpft auch derart schicksalhafte Bande zwischen den einzelnen Strebenden, daß am Ende nur der ganze Schrecken staatlicher Konstitution der allgemeinen Vernichtung Einhalt gebieten kann. Schönheit und Terror paaren sich vor Einbruch der Dunkelheit. Dostojewskij griff hier tatsächliche Vorgänge um den russischen Terroristen Netschajew auf und traf auch mit dem "Vater des russischen Anarchismus", Michail Bakunin, zusammen. Am Ende jedoch ist der Terrorismus lange schon aufgebraucht, alle Sinnsuche sinnlos geworden und jedes Ziel explodiert. Bleibt nur der Weg selbst, der Abbruch von Idealen und Lebenszielen, oder der Aufbruch zur Tat, in den Kampf, in den Krieg. Schuld an allem ist schließlich die Freiheit, das alte Übel. In einem letzten Haus kurz hinter der Westgrenze Rußlands, irgendwo zwischen Paris-Texas, Cindy Sherman, Dogma 95 und Duma 2000, inszeniert Frank Castorf im Bühnen- und Kostümbild von Bert Neumann.
Mit: Kathrin Angerer, Hendrik Arnst, Henry Hübchen, Sebastian König, Astrid Meyerfeldt, Milan Peschel, Silvia Rieger, Sophie Rois, Bernhard Schütz, Sir Henry, Jeanette Spassova, Joachim Tomaschewsky, Ulrich Voß und Martin Wuttke
Regie: Frank Castorf
Bühne und Kostüm: Bert Neumann
Dramaturgie: Matthias Pees
Musikalische Einrichtung: Sir Henry, Thomas Krinzinger
Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen