Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz
 

Nachbar Müller

Theater, Installationen, Film, Konzert. Heiner Müller zum 80.


Als wäre er noch unter uns, so möchte es sein am späten 8. Januar, in der Nacht auf seinen 80. Geburtstag: Zigarren rauchend, Whisky trinkend, ins Gespräch versinkend. Jetzt sieht er aber von oben zu, und nun fragen wir, was uns denn Spaß machen würde, ihn zu feiern. Den großen Dramatiker Heiner Müller, der wie eine intellektuelle Institution säulenartig ganze Künstlerscharen und interessierte Mitbürger in der Umbruchszeit durch Scharfsinnigkeiten aufrichtete. Wir lassen ihn weiterleben, indem wir den Menschen, den Nachbarn von nebenan in uns lassen und seine Texte nach unserem Gusto gebrauchen.

Es geht gleich gut los: das Spiel heißt Casting in der Kantine, Regie führt Erich Tunk. Die Volksbühne sucht Statisten/kleine Rollen, - Bauern für ein altes Stück von Heiner Müller: „Die Umsiedlerin oder das Leben auf dem Lande oder Die Bauern oder Das ewige Entwederoder.“ Nun gehen wir durch die Volksbühne, wie einst Heiner Müller, aber biegen ab zur Seitenbühne und sehen "Die Korrektur" in einer Inszenierung von Armin Petras. Das Maxim-Gorki-Theater gastiert anläßlich der Geburtstagsfeierlichkeit an diesem Abend in der Volksbühne. Gleich im Anschluss sehen wir "Mauser" von Frank Castorf auf der Hinterbühne. Dann ab in den Zuschauerraum, dort wartet der Film „Der Ausländer“ (Regie Thomas Heise, DDR/BRD 1987/2004) auf die Heiner Müller-Fangemeinde. HM bei den Proben zu „Lohndrücker“ 1986/87 und Gespräche in seiner Wohnung am Tierpark. Kurz Luft geholt, und es erscheint Jürgen Kuttner, der uns mit seinen Videoschnipseln gründlich in Sachen „Nachbar Müller“ aufklärt. (Die spritzigen, hintersinnigen und müllerischen Gedankenblitze des Herrn Kuttner entstehen wie immer aus dem Augenblick, wir wagen keine Prognose.) Nein, nein, sitzen geblieben, denn es rockt der Heiner Müller Song Contest. Davor haben wir uns natürlich im öffentlichen Seminar „Müllers Enkel“ mit Prof. Joachim Fiebach und Studenten zum Thema "Ich bin ein Neger" informiert und kleinere Stücke wie z.B. „Heiner Müller im VP-Krankenhaus“ von Lothar Trolle gesehen. Dann ist Mitternacht: Das große Anstoßen, die kürzeste Wiederauferstehung. Der Suhrkamp Verlag und der henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin und wir wollen die ersten sein, die gratulieren.

P.S.: Für kleinere Überraschungen wird gesorgt.
Für alle, die durchfeiern wollen, empfehlen wir, am Samstag, 10. Januar um 20.15 Uhr die Glotze einzuschalten, um sich auf 3sat die 60-minütige Heiner Müller-Doku „Ich will nicht wissen, wer ich bin“ von Christoph Rüter und Thomas Irmer mit Kommentaren und Erinnerungen von Frank Castorf und Dimiter Gotscheff anzusehen.

  

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