Robert Lippok, Grischa Lichtenberger
Der bildende Avant-Garde Künstler und Komponist Robert Lippok hat die aufstrebende Experimentalmusikszene Berlins bereits von frühem Alter an als wichtiges Mitglied geprägt. 1983 gründete er, inspiriert von den Industrial Vorreitern Throbbing Gristle und gemeinsam mit seinem Bruder Ronald die Dissidenten Punkband Ornament & Verbrechen. Als offene Plattform um Jazzmusik, Elektronika und industrielle Konzepte mit gleichgesinnten Kollaborateuren der ostdeutschen Underground-Szene zu erforschen, war die Gruppe bis Mitte der 90er aktiv. Danach wurde sie quasi von der nächsten und wohl bekanntesten Kollaboration der beiden Brüder, to rococo rot, in den Schatten gestellt.
Zwischen Post-Rock und elektronischer Musik begannen die Brüder gemeinsam mit dem Düsseldorfer Bassisten Stefan Schneider, Krautrock zu produzieren, der eine ganze Generation neuer Musiker und Bands dazu inspirierte, akustische und improvisierte Elemente in ihre elektronischen Musikentwürfe einzubringen. Bekannt für seine ausufernde Imagination, einfallsreiche rhythmische Reflexe und vielschichtigen Fuzz, sind Lippoks weitere Arbeiten ebenso weit gefächert: von der zwischen Funk, Glitch und Techno mäandernden Platte “Redsuperstructure“ auf raster-noton (2011) bis hin zu Bühnenbildern für Opern, Kollaborationen mit der italienischen Harfenistin Beatrice Martini, dem kanadischen Schlagzeuger Debashis Sinha oder dem Projekt “Whitetree” mit seinem Bruder Ronald und dem italienischen Komponisten Ludovico Einaudi.
Grischa Lichtenberger (geb. 1983) ist ein elektronischer Musikproduzent und bildender (Installations)Künstler aus Berlin. Aufgewachsen in einem zurückgezogenen Bauernhaus in der Nähe von Bielefeld (Westfalen), entwickelte sich sein künstlerischer Ansatz von der Vermessung der Landschaft als Referenz für den Zustand der Kunstproduktion selbst. Landschaft in diesem Sinne versteht sich nicht nur als malerische oder erhabene Freizeiteinrichtung der Natur, sondern als eine Wechselwirkung zwischen den Spuren der biographischen Geschichte und der materiellen Gegenständlichkeit der gegenwärtigen Umgebung.
Der aggressive Ton in seinem Sound-Design findet sein Gegenstück in einer emotionalen Tiefe der musikalischen Struktur - eine hermetische Idiosynkrasie von Rhythmus und Melodien, die eine persönliche Handschrift in die Anordnung und Skulptur der Klangelemente implementiert. Die Musik zielt auf eine paradoxe Parallelität von introspektiven Stimmungen auf der Tanzfläche und beunruhigende Betrachtungen in einer intimen Hörsituation. Zwischen flippigen, hochenergetischen Beats und zittrigem Taumeln erreicht die einzelnen Zuhörer eine fast fühlbare Ehrlichkeit. Technologie erscheint nicht als perfekte, mathematisch definierte Form, sondern als Index des Scheiterns und der Fehler, wie ein Schatten der Verzweiflung und Wünsche seiner Produzenten.
2009 veröffentlichte er seine EP “treibgut“ als Teil der Unun Serie auf raster-noton, gefolgt von seinem Debüt-Album “and iv (inertia) “ im Jahr 2012. Er spielte audiovisuelle Live-Sets auf internationalen Festivals und realisierte mehrere in Auftrag gegebene Installationen an lokalen und internationalen Standorten.